Die Geschichte der Obermühle
Die Entwicklung der Obermühle Werkstätten seit 1988:
Eine Gruppe von Handwerker*innen, Künstler*innen und Idealist*innen entdeckte das alte Fabriksgebäude und wollte hier seine Träume verwirklichen und sich eine Zukunft aufbauen. Gemeinsam gründeten sie die Obermühle Werkstätten.
Die Obermühle wurde im Herbst 1988 von Barbara und Joschka Pauleschitz entdeckt. Die Marktgemeinde Kautzen hatte das Gebäude aus der Konkursmasse ersteigert und war noch auf der Suche nach einer Verwendung. Barbara’s Pläne, eine Wollverarbeitung sowie andere Handwerksbetriebe in der Obermühle anzusiedeln, gefiel dem Gemeinderat und man einigte sich auf einen Leasing - Vertrag.
Aus den Beständen der Weberei Anderl & Co, Kleedorf sowie aus der Konkursmasse der ehemaligen Spinnerei Patria, Heidenreichstein, wurden Maschinen für die Wollverarbeitung gekauft. Einige Maschinen mussten aber auch neu angeschafft oder sogar selbst gebaut werden.
Die Textilwerkstatt von Robert Preissler, in der vor allem Decken, Pölster und Matratzen aus Schafwolle und anderen Naturmaterialien erzeugt werden sollten, ergänzte die Wollverarbeitung ideal. Schon bald entstand eine große Palette von Produkten aus Schafwolle und anderen Naturmaterialien. Weiters siedelte sich für einige Jahre die Tischlerei Leopold Hofstätter sowie eine Buntmetallgießerei in der Obermühle an.
Alle Beteiligten waren sich einig dass in der Obermühle eine Handwerksgemeinschaft entstehen sollte, die qualitativ hochwertige und
umweltfreundliche Produkte aus vorwiegend heimischen Rohstoffen erzeugt und gemeinsam vermarktet.
Als Voraussetzung dafür wurde gemeinsam der Bau einer biologischen Kläranlage sowie der Umbau der bestehenden Ölheizung auf eine Hackschnitzel - Heizung beschlossen. Die behördliche Bewilligung einer sogenannten Pflanzenkläranlage war speziell für einen Gewerbebetrieb damals eine problematische Angelegenheit. Nach vielen, scheinbar unüberwindlichen Hindernissen und ohne jegliche Förderung gelang es letztlich doch dieses Projekt durchzubringen und somit auch den Grundstein für weitere Kläranlagen dieser Art in der Region zu setzen.
Auch die Idee, aus regionalen Rohstoffen wie Schafwolle hochwertige Naturprodukte zu erzeugen, machte Schule und so entstanden in anderen Regionen ähnliche Betriebe und Produkte. Nicht zuletzt war die Obermühle auch wesentlich an der Wiederentdeckung und –Verbreitung der Handfilztechnik beteiligt.
Ein Hausteil der Obermühle wurde für den Verein „Filz-und Faden“ adaptiert und stand bis 1992 für verschiedene Gruppenseminare, sowie Filzworkshops zur Verfügung.
Im April 1993 zog die Textildesignerin Gerda Kohlmayr in das ehemalige Vereinshaus und eröffnete dort ihr Textilatelier . In ihrem Atelier enstehen bis heute Leinenkleidung aus heimischen Leinenstoffen, Filzaccessoires/Schmuck und grafische Arbeiten.
Im Herbst 1999 siedelte sich der Handweber Hermann Ebner in der Obermühle an und übernahm von Barbara Gabler- Pauleschitz auch die Wollverarbeitung und die Filzproduktion. Das Gebäude wurde schließlich von den Handwerker*innen und Bewohner*innen als Wohnungseigentum angekauft.